In meiner Serie “Working Moms im Interview” spreche ich mit inspirierenden Frauen, die Beruf und Familie erfolgreich unter einen Hut bringen. Heute habe ich das Vergnügen, Martina Minges vorzustellen. Martina ist eine leidenschaftliche IT-Security-Expertin mit einem Hang zur Naturwissenschaft. Ihre berufliche Reise führte sie nach dem Studium in die Welt der Cyber Security, eine Entscheidung, die sie bis heute nicht bereut hat. Als Vulnerability Managerin bei Raiffeisen Schweiz und Vizepräsidentin der Schulpflege in Opfikon für die Grünen, brennt sie dafür, die digitale Sicherheit zu fördern und die Bildung der nächsten Generationen zu sichern.
- Familiensituation und Beruf
- Leben vor den Kindern
- Veränderungen durch die Mutterrolle als Karrierefrau
- Organisation und Vereinbarkeit von Beruf und Familie
- Einfluss der Karriere auf die Kinder und umgekehrt
- Umgang mit Herausforderungen und Selbstfürsorge
- Weitere Interviews mit Working Moms
- Weitere Ressourcen über Vereinbarkeit und Working Mom
Familiensituation und Beruf
Wer bist du, was tust du? Kannst du dich kurz vorstellen? Für was brennst du?
Nerd(in)? mit Hang zu Naturwissenschaften, nach dem Studium zur Cyber Security abgebogen und bisher nicht bereut. auf der Suche nach den Mechanismen des Alltags (“erfahren was die Welt im Innersten zusammenhält”).
Logisches Handeln und Fakten in die Welt hinaus bringen, die Menschen dazu zubringen sich auch um die Sicherheit ihres digitalen Lebens zu kümmern, die Gesellschaft dazu zubringen sich um die Bildung und Zukunft der Kinder zu kümmern, damit wir in ein paar Jahrzehnten weniger Probleme lösen müssen oder zumindest keine verhinderbaren
Wie viele Kinder hast du? Wie ist deine Familiensituation? Was tust du beruflich? Was ist deine treibende Kraft zu arbeiten?
verheiratet, 2 Kinder (2 und 6 Jahre)
Ich arbeite im Bereich IT Security als Vulnerability Managerin bei Raiffeisen Schweiz, zusätzlich bin ich noch in Opfikon für die Grünen in der Schulpflege, wo ich auch Vizepräsidentin bin.
Treibende Kraft zu arbeiten: weil es Spass macht, weil ich an Arbeitstagen mit zwei Händen und in Ruhe zu Mittag essen kann, weil Kinder nicht ewig klein sind und es meiner Meinung nach (fast) keine Berufe gibt, in denen man nach Jahren des Unterbruchs einfach wieder einsteigen kann. Für finanzielle Unabhängigkeit jetzt und im Alter und weil ich es riskant finde, dass einer in der Familie die alleine finanzielle Verantwortung trägt. Weil Scheidungen nicht der einzige Grund für das Ende einer Ehe sind und weil der beste Versorger arbeitsunfähig werden oder sterben kann. Die Ausbildung zu nutzen wäre auch ein Argument, allerdings habe ich nichts mit IT studiert.
Wieviel arbeitet dein Partner / der Vater des Kindes oder der Kinder?
Mit allem zusammen momentan eher so 120%
Leben vor den Kindern
Wie war dein Leben vor den Kindern?
Studentisch, wir haben direkt nach Abschluss unserer Doktorarbeiten das erste Kind bekommen, ich vermute also dass wir einen Teil der gefühlten Freiheit gar nicht erst erlebt haben und sie deswegen auch nicht vermissen können.
Veränderungen durch die Mutterrolle als Karrierefrau
Wie hat dich deine Mutterrolle verändert?
- weniger nachsichtig mit Zeitverschwendung.
- effizienter geworden an vorher unvorstellbaren Ecken
- meine Prioritäten haben sich verschoben
- es ist faszinierend zuzusehen wie meine Kinder die Welt entdecken und verstehen und nachzuvollziehen wie sich das Hirn die Welt erschliesst, auch wenn die Umwege manchmal schwer auszuhalten sind.
Organisation und Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Wie organisierst du dich oder wie organisiert ihr euch, wer übernimmt bei euch die Betreuung? Weiterhin zu arbeiten hast du wie möglich gemacht? Wie funktioniert bei dir die Vereinbarung?
- 4 Tage Kita bzw. Hort. den Rest der Zeit gemeinsam, nach Absprache
- externe Reiniungskraft, das Bügeleisen kommt fast nie zum Einsatz
- jeder hat zwei “freie” Abende pro Woche für Sport, Politik, Freizeit
- Essensplan und gemeinsamer Kalender
- Absprachen funktionieren mal mehr und mal weniger gut und werden immer wieder neu verhandelt, sind also ständig in Bewegung.
Einfluss der Karriere auf die Kinder und umgekehrt
Wie beeinflusst deine Karriere deine Kinder und umgekehrt? Welche Werte möchtest du ihnen durch deine Arbeit vermitteln?
- meine Kinder sind in der Betreuung mitunter pädagogisch wertvoller unterhalten als ich das könnte.
- sie gehen routinierter mit fremden Kindern um.
- mir fehlt der Vergleich um zusagen wie es ohne Betreuung gekommen wäre.
Werte:
Dass Frauen nicht nur Mutter sind, dass Männer auch kochen und andere Tätigkeiten machen können, dass Väter Bezugspersonen sein können, dass sich Aufgaben und Zuständigkeiten ändern können, dass Kinder Teil der Familie sind und auch zum Gelingen beitragen und nicht nur passiv “konsumieren”.
Welchen Einfluss haben deine Kinder auf deine Persönlichkeit?
Ich bin entspannter geworden: Dreck = egal, schief angeschaut werden weil laut oder hoch hinauf geklettert, auch egal.
Ich hinterfrage was mir wirklich wichtig ist und was nur optional ist.
Ich habe akzeptiert, dass sich das Leben ständig ändert und Stabilität eine Illusion ist.
Welche Rolle spielt deine Herkunftsfamilie?
keine
Serie Working Moms im Interview
Umgang mit Herausforderungen und Selbstfürsorge
Ist da eigentlich etwas dran: Trägst du zwei Verantwortungen? Wenn ja, wie bewältigst du die Herausforderung, zwei Verantwortungen zu tragen? Wie gehst du damit um?
Ich würde sagen ja.
Die Verantwortungen wechseln sich ab, wenn ich arbeite trägt jemand anderes die Verantwortung für die Kinder, und wenn ich mit meinen Kindern zusammen bin kümmert sich jemand anderes um die Arbeit.
Nur die Politik hält sich da nicht so richtig dran
Ihr organisiert euch mit externer Betreuung, Organisation und guten Absprachen. Hast du eine bestimmte Strategie oder praktische Tipps für ein effektives Zeitmanagement und Work-Life-Harmonie?
Tipps:
Ein gemeinsamer Kalender und gemeinsame Planung. Darüber reden, “gut genug” ist gut genug. Die eigenen Ideale nach Kosten/Nutzen hinterfragen und fremde Erwartungen ignorieren lernen.
Realisieren, dass ein Kind, das in der Öffentlichkeit “brav” ist nicht unbedingt glücklich und schon gar nicht der Verdienst der Eltern ist.
Welche Herausforderungen hast du als Working Mom erlebt und wie hast du sie gemeistert?
Fragen, die die Gesellschaft bewegen mit leichter Belustigung (und Genervtheit) zur Kenntnis zu nehmen:
“wer kümmert sich denn jetzt um dein Kind” => der Vater
“das arme Kind muss in die Kita” => und will abends nicht nach Haus, also wird es wohl nicht so sehr darunter leider 😀
Die fehlende Infrastruktur zum Stillen in männderdominierten Bereichen (wobei ich nicht weiss, ob das anderswo besser ist), meine Milchpumpe und ich haben viele Toiletten von innen gesehen, Home-Office war da doch ganz toll 😉
Welche Unterstützungssysteme oder Ressourcen nutzt du, um Beruf und Familie erfolgreich zu vereinbaren?
Kita, in den Ferien manchmal die Grosseltern, Gotte, Jubla, die Fähigkeit Unordnung zu ignorieren und unsortiert in der nächsten verfügbaren Kiste zu verstauen. Das Mantra “alles nur eine Phase”.
Andere beobachten und feststellen, dass alle die gleich Probleme haben.
Wie balancierst du deine beruflichen Ambitionen mit deinen persönlichen Zielen als Mutter?
Habe ich noch nie drüber nachgedacht 😀
Wie gehst du mit Vorurteilen oder Urteilen von aussenstehenden Personen gegenüber berufstätigen Müttern um?
- ignorieren.
- viele kinderlose Kollegen haben, die sich das Leben mit Kindern nicht vorstellen können und das deswegen gänzlich unkommentiert lassen.
- wird aber weniger, wahrscheinlich treffe ich die meisten Leute nicht mehr oder sie trauen sich nicht das zu sagen.
Welche Strategien nutzt du, um dich selbst zu pflegen und Zeit für Selbstfürsorge zu finden?
Freie Abende für Sport, Velo fahren mit Kind, Kind beschäftigt ohne, dass ich unterhalten muss. Kinder lassen sich auch ganz mit Tram/Zug/Bus-Fahren unterhalten.
Wie organisiert ihr das Geben und Nehmen in der Familie? Was verstehst du darunter?
Drüber reden / diskutieren.
Wie wirst du der Herausforderung gerecht als Mami und Karriere?
Bisher funktioniert das ganz gut.
Was tust du, wenn mal nicht alles so gut läuft?
Schwimmen gehen, Wasser wirkt bei mir biblisch, spült alle Probleme fort.
Was hast du für Tipps für andere Mamis? Welche Tipps hast du für andere Working Moms, die sich in ähnlichen Situationen befinden?
- den Vater von Anfang an (ab der ersten Windel) mit einbeziehen.
- Ansprüche an Perfektion fahren lassen, niemand ist perfekt und niemand braucht perfekte Eltern.
- Änderungen einfordern und nicht darauf warten, dass sie sich von alleine ergeben.
- Kita nahe beim Wohnort wählen, müde Kinder transportieren ist nervig.
- Menüplanung und Wocheneinkauf.
- nicht alles auf die Kinder ausrichten => wenn die jedes Wochenende irgendwo Fussball spielen wollen, aber keiner Zeit und Lust hat sie da hinzubefördern, dann geht das halt nicht.
Martina Minges und ich haben uns bei Women for the Board kennengelernt, einem Netzwerk von Frauen, die sich für Verwaltungsrats- oder Stiftungsratsmandate interessieren. Ihr Engagement und ihre Expertise in der IT-Security sowie ihre aktive Rolle in der Schulpflege sind inspirierend. Martina zeigt uns, wie man berufliche Ambitionen mit familiären Verpflichtungen in Einklang bringt und dabei stets den Blick für das Wesentliche behält. Ihre Geschichte ist ein starkes Beispiel dafür, wie Frauen in verschiedenen Bereichen erfolgreich sein und gleichzeitig positive Veränderungen in der Gesellschaft bewirken können.
Besuchen Sie Martinas LinkedIn-Profil für mehr Informationen: Martina Minges auf LinkedIn.
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