Karoline ist eine promovierte Pharmazeutin, seit über 30 Jahren in der Heilmittelaufsicht und seit 16 Jahren Mitglied der Geschäftsleitung. Sie teilt ihre Zeit zwischen Familie, Beruf und Freizeitaktivitäten in der Natur auf. Sie leitet einen Geschäftsbereich mit sieben Abteilungen und trägt mit ihren Mitarbeitenden massgeblich dazu bei, dass die Schweizer Bevölkerung mit sicheren und wirksamen Arzneimitteln und Medizinprodukten versorgt wird. Trotz der Herausforderungen der Mutterrolle hat sie ihre berufliche Karriere nie unterbrochen und findet immer wieder Wege, Arbeit und Familie zu vereinbaren. In diesem Interview teilt sie ihre Erfahrungen und gibt wertvolle Tipps, wie sie es geschafft hat, ihre beruflichen Ambitionen mit ihren persönlichen Zielen als Mutter zu verbinden.
- Familiensituation und Beruf
- Leben von den Kindern
- Veränderungen durch die Mutterrolle als Karrierefrau
- Organisation und Vereinbarkeit von Beruf und Familie
- Einfluss der Karriere auf die Kinder und umgekehrt
- Umgang mit Herausforderungen und Selbstfürsorge
- Weitere Interviews mit Working Moms
- Weitere Ressourcen über Working Moms und Vereinbarkeit
Familiensituation und Beruf
Wer bist du, was tust du? Kannst du dich kurz vorstellen? Für was brennst du?
Ich gehöre zur Generation der Babyboomer und wohne in der Region Murtensee. Neben der Arbeit treibe ich gerne Sport in der Natur (u.a. Rudern, Nordic Walking, Wandern).
Wie viele Kinder hast du? Wie ist deine Familiensituation? Was tust du beruflich? Was ist deine treibende Kraft zu arbeiten?
Ich bin verheiratet und habe zwei mittlerweile erwachsene Söhne, einer studiert und wohnt noch zuhause, der zweite hat seine Ausbildung vor zwei Jahren abgeschlossen und ist vor 2 Jahren ausgezogen. Ich bin promovierte Pharmazeutin und arbeite seit mehr als 30 Jahren in der Heilmittelkontrolle, ich konnte in der Unternehmung Karriere machen, hatte Führungsfunktionen auf verschiedenen Stufen und in verschiedenen Aufgabengebieten. Seit mehr als 16 Jahren bin ich Mitglied der Geschäftsleitung und leite den Bereich Marktüberwachung. Ich habe meine Berufstätigkeit nie unterbrochen (tiefstes Pensum war 60%, seit 2008 arbeite ich 100%). Als Mitglied der Geschäftsleitung bin ich für die operative Führung meines Bereiches zuständig, beteilige mich an der strategischen Zielsetzung des Unternehmens und trage die Verantwortung für die Zielerreichung in meinem Bereich. Mit meinen Kolleginnen und Kollegen überwachen wir den Schweizer Markt und sorgen dafür, dass die Schweizer Bevölkerung mit sicheren und wirksamen Arzneimitteln und leistungsfähigen Medizinprodukten versorgt wird, eine sinnvolle Aufgabe die mich sehr motiviert. Unser Auftrag erfordert ein grosses und breites Fachwissen und ich arbeite intern und extern mit vielen Menschen zusammen, die unterschiedlichste Ausbildungen und Kompetenzen haben und ich bin mit vielfältigen Fragestellungen konfrontiert, was ich sehr schätze.
Wieviel arbeitet dein Partner / der Vater des Kindes oder der Kinder?
Mein Mann arbeitete wenige Jahre 80% (nach der Geburt des zweiten Kindes), dann wieder 100%.
Leben von den Kindern
Wie war dein Leben vor den Kindern?
Mein Mann und ich waren schon viele Jahre zusammen, hatten ein gemeinsames Haus mit Katze und arbeiteten beide 100%. Ich konnte nach dem Studium in-House Karriere machen und die Leitung einer Einheit (5 Personen) übernehmen. Privat genossen wir die Umgebung (See), waren regelmässig „im Ausgang“ und in den Ferien bereisten wir andere Länder und waren auf Segeltörns.
Veränderungen durch die Mutterrolle als Karrierefrau
Wie hat dich deine Mutterrolle verändert?
Ich übernahm – wie wohl jede Mutter – die Hauptverantwortung für die Betreuung der Kinder.
Organisation und Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Wie organisierst du dich oder wie organisiert ihr euch, wer übernimmt bei euch die Betreuung? Immer arbeiten zu können war wie möglich? Wie funktioniert bei dir die Vereinbarung?
Zu Beginn gab es in unserer Region nur einen Tagesmutter-Verein. Ich reduzierte mein Arbeitspensum auf 60%, mein erstes Kind war 3 Tage bei einer Tagesmutter die selbst zwei Kleinkinder hatte. Dadurch hatte es „Geschwister“ und konnte in der Entwicklung profitieren.
Später im Jahr 2000 öffnete die erste Kindertagesstätte in der Region und beide Kinder waren 3 Tage in der Krippe. Beim Start des Kindergartens organisierte ich mich teilweise mit Nachbarn, dann hatten wir Au-pair-Mädchen und zuletzt eine Hausangestellte, die mich gleichzeitig in der Hausarbeit entlastete.
Einfluss der Karriere auf die Kinder und umgekehrt
Wie beeinflusst deine Karriere deine Kinder und umgekehrt? Welche Werte möchtest du ihnen durch deine Arbeit vermitteln?
Sie wurden sehr rasch selbstständig (v.a. auch durch das Umfeld in der Kita) und auch anpassungsfähig an diverse Betreuungspersonen. Sie haben von der Situation in der Kita sozial profitiert, da die älteren Kinder (also mit ca. 3 Jahren) bereits den kleineren geholfen haben. Sie haben auch gelernt, selbst nach Lösungen zu suchen und dass es für jedes Problem eine Lösung gibt, wenn man nur will.
Welchen Einfluss haben deine Kinder auf deine Persönlichkeit?
Durch ihre offene Art und manchmal auch kritische Fragen unterstützen sie immer wieder eine Selbstreflektion und trugen sicher auch dazu bei, dass ich eine gewisse Gelassenheit entwickeln konnte. Wenn zuhause etwas schief gelaufen ist dachte ich, halb so schlimm. Und wenn es im Büro stressig war, konnte ich auch dies mit den privaten Herausforderungen relativieren.
Welche Rolle spielt deine Familie?
Mein Mann hat mich immer unterstützt, da er wusste, dass ich sehr gerne arbeite und eine intellektuelle Herausforderung brauche. Meine Familie ist mir sehr wichtig, aber ich war nie die stark behütende Mutter. Ich habe meine Kinder unterstützt, so dass sie sich zu eigen- und selbstständigen Persönlichkeiten entwickeln konnten, und schätze mich sehr glücklich, dass sie in der Ausbildung und im Freundeskreis eigenverantwortlich und motiviert ihren Weg gehen.
Serie Working Moms im Interview
Umgang mit Herausforderungen und Selbstfürsorge
Ist da eigentlich etwas dran: Trägst du zwei Verantwortungen? Wenn ja, wie bewältigst du die Herausforderung, zwei Verantwortungen zu tragen? Wie gehst du damit um?
Ja, die Organisation der Betreuung habe ich immer als meine Aufgabe gesehen, da ich ja arbeiten wollte. Alles unter einen Hut zu bringen gelang nur, indem ich extrem organisiert war, eigene Bedürfnisse zurück gestellt habe, mein Mann mitgeholfen hat und auch die Grosseltern bei Bedarf eingesprungen sind.
Ihr organisiertet euch gut. Hast du eine bestimmte Strategie oder praktische Tipps für ein effektives Zeitmanagement und Work-Life-Harmonie?
Siehe vorherige Antworten
Welche Herausforderungen hast du als Working Mom erlebt und wie hast du sie gemeistert?
Am grössten waren die Herausforderungen als die Kinder in den ersten Kindergarten und Schuljahren waren, wegen den damaligen Schulzeiten (9:00-11:00 nachmittags 14:00-16:00 oder frei) und der fehlenden Infrastruktur für die Betreuung. Alles musste komplett durchgeplant werden und ich bin auch auf Nachbarinnen zugegangen, habe diese bzgl. Unterstützung angefragt und diese immer erhalten.
Welche Unterstützungssysteme oder Ressourcen nutzt du, um Beruf und Familie erfolgreich zu vereinbaren als Geschäftsleitung?
Siehe vorherige Antworten
Wie balancierst du deine beruflichen Ambitionen mit deinen persönlichen Zielen als Mutter?
Beruflich, indem ich Prioritäten setze und Wichtiges von unwichtigem trenne. Als Mutter war es mir immer wichtig, dass die Kinder sich in einem guten Umfeld befanden und mich möglichst nicht vermisst haben, wenn ich ausser Haus war.
Wie gehst du mit Vorurteilen oder Urteilen von aussenstehenden Personen gegenüber berufstätigen Müttern um?
Ich habe diese weitgehend ignoriert, weil ich überzeugt bin, dass Kinder von einer ausserfamiliären Betreuung profitieren können, da sie rasch lernen sich zu sozialisieren.
Welche Strategien nutzt du, um dich selbst zu pflegen und Zeit für Selbstfürsorge zu finden?
Vorab habe ich immer sehr gerne gearbeitet, so dass ich “Freizeit” nicht vermisst habe. Sobald die Kinder etwas grösser waren habe ich zudem eine berufsbegleitende Weiterbildung in Unternehmensführung gemacht, wovon ich sehr profitieren konnte. Ich habe auch kurze berufliche Auslandreisen immer genutzt, um “den Kopf durchzulüften” und meinen Horizont zu erweitern.
Wie organisiert ihr das Geben und Nehmen in der Familie? Was verstehst du darunter?
Jeder trägt seinen Teil bei und hat auch Anspruch auf Freiraum.
Wie wirst du der Herausforderung gerecht als Mami und Karriere?
Siehe vorherige Antworten.
Inwiefern hat dich die Rolle als Working Mom persönlich wachsen lassen und deine Fähigkeiten gestärkt?
Die Doppelrolle fordert eine überdurchschnittliche Selbstorganisation. Sie hilft auch beim Perspektivenwechsel und fördert eine Gelassenheit [es braucht viel um mich wirklich herauszufordern].
Was tust du, wenn mal nicht alles so gut läuft?
Ich ziehe mich kurzzeitig zurück, wenn immer möglich gehe ich raus an die frische Luft und am Abend mache ich einen Spaziergang am See.
Was hast du für Tipps für andere Mamis? Welche Tipps hast du für andere Working Moms, die sich in ähnlichen Situationen befinden?
Glaub an dich, sei mutig und hole dir auch Hilfe von deinem Umfeld.
Karoline hat durch ihre Rolle als Working Mom eine überdurchschnittliche Selbstorganisation entwickelt und schätzt die Unterstützung ihres Partners und ihrer Familie. Sie hat ihre Kinder zu selbstständigen und eigenmotivierten Menschen erzogen und legt grossen Wert auf effektives Zeitmanagement und Work-Life-Harmonie. Ihre Karriere, kombiniert mit ihrer familiären Verantwortung, hat ihr geholfen, eine gewisse Gelassenheit zu entwickeln und zeigt, dass es für jedes Problem eine Lösung gibt, wenn man nur will. Wir kennen uns durch das Netzwerk Women for the Board, wo wir uns für die Förderung von Frauen in Führungspositionen engagieren, und wo wir beide als potenzielle Verwaltungsrätinnen aufgestellt sind. Sie ist genauso wie ich immer im Berufsleben und der Geschäftsleitung gewesen und sehr ambitioniert auch als Mutter beruflich nicht zurückzutreten.
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