High Sensation Seeking: ein faszinierendes Persönlichkeitsmerkmal

High Sensation Seeking

Erst kürzlich, als ich mich in einer Community mit einem hochsensiblen und hochbegabten Menschen unterhielt, erwähnte er den Begriff High Sensation Seeking (HSS). Die Begeisterung und Neugier, die diese Unterhaltung in mir auslöste, führten mich zu intensiven Recherchen und letztlich zu diesem Blogbeitrag.

High Sensation Seeking ist ein faszinierendes Persönlichkeitsmerkmal, das oft mit Hochsensibilität in Verbindung gebracht wird. Es beschreibt eine Verhaltensdisposition, die genetisch und biochemisch bedingt ist. Menschen mit dieser Neigung sind ständig auf der Suche nach intensiven Gefühlen, neuen Erfahrungen und aufregenden Reizen. Sie streben nach Abwechslung und Sensationen, um ihr Erregungsniveau auf einem gewünschten Pegel zu halten.

Die vier Ausprägungen des Sensation Seeking

Thrill and Adventure Seeking (TAS)

Menschen, die dieser Ausprägung entsprechen, lieben Aktivitäten mit hohem physischem Risiko. Dies umfasst Extremsportarten wie Fallschirmspringen, Bungeejumping und Bergsteigen. Diese Aktivitäten bieten den Adrenalinkick und die Aufregung, nach der TAS-Persönlichkeiten suchen.

Alex Honnold - HSS
Alex Honnold – ein typischer HHS mit TAS | Bild: National Geographic

Experience Seeking (ES)

Experience Seekers haben ein starkes Verlangen nach neuen Erfahrungen und Erlebnissen. Sie sind oft neugierig auf fremde Kulturen, lernen gerne neue Sprachen und reisen viel. Diese Persönlichkeiten sind ständig auf der Suche nach intellektuellen und kulturellen Abenteuern, die ihren Horizont erweitern.

Disinhibition Seeking (DIS)

Bei Disinhibition Seekern stehen soziale Reize im Vordergrund. Sie suchen oft nach intensiven sozialen Erfahrungen wie Partys, Festivals und manchmal auch riskanten Verhaltensweisen wie Drogenkonsum. Diese Persönlichkeiten genießen die Freiheit, gesellschaftliche Normen zu durchbrechen und ihre Hemmungen abzulegen.

Boredom Susceptibility (BS)

Menschen mit hoher Boredom Susceptibility hassen Routine und Monotonie. Sie sind schnell gelangweilt von Wiederholungen und suchen ständig nach neuen, stimulierenden Aktivitäten, um sich zu beschäftigen. Diese Persönlichkeiten brauchen ständig neue Herausforderungen, um sich geistig angeregt zu fühlen.

Lese auch: High Sensation Seeking Persönlichkeiten: Faszination und Risiken

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Fundierte Erkenntnisse über Sensation Seeking

Genetische und Biochemische Grundlagen

Sensation Seeking hat eine starke genetische Komponente. Studien zeigen, dass etwa 60% der Varianz in Sensation Seeking durch genetische Faktoren erklärt werden können. Biochemisch ist das Bedürfnis nach neuen Reizen mit Neurotransmittern wie Dopamin verbunden, die eine Schlüsselrolle bei der Belohnung und Motivation spielen.

Hochsensibilität und Sensation Seeking

Obwohl Hochsensibilität und Sensation Seeking gegensätzlich erscheinen mögen, gibt es eine bedeutende Überschneidung. Rund 30% der hochsensiblen Menschen sind auch High Sensation Seekers. Diese Kombination führt oft zu einem intensiven Erleben von Reizen und einer hohen Empfindlichkeit gegenüber sensorischen und emotionalen Stimuli.

Psychologische Auswirkungen

High Sensation Seeking kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben. Positiv betrachtet, können HSS-Persönlichkeiten sehr kreativ und abenteuerlustig sein, mit einer starken Neigung, Neues zu entdecken und zu erleben. Auf der negativen Seite können sie jedoch auch zu riskanten Verhaltensweisen neigen und Schwierigkeiten haben, sich in stabilen Routinen zu halten.

Umfassend ist High Sensation Seeking ein interessantes Persönlichkeitsmerkmal

High Sensation Seeking ist ein komplexes Persönlichkeitsmerkmal, das tief in unserer Genetik und Biochemie verwurzelt ist. Es bringt sowohl Herausforderungen als auch einzigartige Stärken mit sich. Ein Verständnis dieser Eigenschaft kann helfen, das Verhalten und die Bedürfnisse von HSS-Persönlichkeiten besser zu erkennen und zu unterstützen.

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Was bedeutet “Sensation”?

Der Begriff „Sensation“ könnte bei dir während dem Lesen das Bild von „sensationellen“ Aktivitäten hervorrufen, die mit Risiken verbunden sind, wie etwa Fallschirmspringen oder Bungeejumping. Diese Art von High Sensation Seekern existiert tatsächlich. Die Art von High Sensation Seeker, die Aktivitäten wie Bungee Jumping bevorzugt, wird als Thrill and Adventure Seeking (TAS) bezeichnet. Diese Persönlichkeiten suchen nach aufregenden und risikoreichen Aktivitäten, die ihnen einen Adrenalinkick und intensive Gefühle bieten. Extremsportarten wie Fallschirmspringen, Bungee Jumping und Bergsteigen sind typische Beispiele für die Aktivitäten, die von TAS-Persönlichkeiten bevorzugt werden, da sie das Bedürfnis nach Nervenkitzel und Abenteuer befriedigen .

Allerdings bezieht sich der Begriff „Sensation“ hier vor allem im medizinischen Sinne auf „Reiz“. In der Neurobiologie werden Reize ebenfalls als Sensationen bezeichnet. Das bedeutet, dass es nicht unbedingt um Aktivitäten mit allgemeinem Risiko geht, sondern um jegliche Form von starkem Stimulus, der sowohl physisch als auch kognitiv sein kann. Beispielsweise kann ein Wissenschaftler eine sensationelle Entdeckung machen oder jemand kann durch eine besondere Reise emotional stark berührt werden. Solche intensiven Erfahrungen wirken als starke Reize und erfüllen das Bedürfnis nach Sensationen bei High Sensation Seekern.

Hohe Reize im Alltag

Hohe Reize können auch stark kognitiver und intellektueller Natur sein und tiefgreifende emotionale Reaktionen auslösen. Dies geschieht beispielsweise, wenn eine bedeutende wissenschaftliche Entdeckung gemacht wird oder ein lang gehegter Traum, wie eine besondere Reise, verwirklicht wird. Auch der Jubel eines Fussballfans beim Sieg seiner Mannschaft oder die intensive Verliebtheit, die jemanden dazu bringen kann, sofort heiraten zu wollen, gehören dazu. Zudem gibt es die fortwährende Suche nach neuen Herausforderungen, die jede berufliche oder persönliche Station durchzieht.

Rückkehr zur Realität

Nachdem der erste „Kick“ einer neuen Sensation abgeklungen ist, was je nach Reiz mehrere Monate anhalten kann, kehrt der High Sensation Seeker oft schnell und unsanft in die Realität zurück.

Menschen mit diesem Bedürfnis haben häufig einen „unsteten“ Lebenslauf, sowohl beruflich als auch privat. Sie wechseln oft ihre Beziehungen, ihre Jobs, ziehen alle paar Jahre um und tauschen zum Beispiel regelmässig ihre Autos aus. Obwohl diese Veränderungen nicht zwangsläufig risikobehaftet im üblichen Sinne sind, suchen sie konstant nach neuen Reizen und Herausforderungen.

Unterforderung statt Unbeständigkeit

Es geht weniger um Unbeständigkeit als um das Streben nach neuen Herausforderungen. High Sensation Seekers (HSS) suchen kontinuierlich nach intensiven Reizen. Wenn sie in einem Bereich ihre Passion finden (dies muss nicht unbedingt eine Person sein), neigen sie dazu, in anderen Lebensbereichen stabil und geerdet zu sein. Während sie ihren Drang nach Abwechslung befriedigen, benötigen sie auf der anderen Seite Ruhe, emotionale Sicherheit und Rückzug, was typisch für hochsensible Menschen ist. Um ihr volles Potenzial auszuleben, müssen HSS jedoch zuerst ihre eigene Natur erkennen.

High Sensation Seeker und Scanner

Barbara Sher bezeichnet solche Menschen als “Scanner”. Sie bezieht sich dabei nicht auf Hochsensitivität, die in ihren Werken keine Rolle spielt. Dennoch empfehle ich ihre Bücher allen High Sensation Seekern (HSS) und auch denen, die HSS besser verstehen oder kennenlernen möchten.

Andrea Brackmann beschreibt in “Jenseits der Norm” sogenannte Grenzgänger. Diese Personen sind sowohl in sozialen Kreisen als auch in intellektuellen Debatten versiert und können ihre Meinung verteidigen, nur um sie später aus einer anderen Perspektive zu widerlegen.

Hochsensitive Scanner

In ihrem Buch beschreibt Birgit Trappmann in einem Abschnitt “hochsensitive Scannern” wie folgt:

“Extrem begabt, extrem neugierig, extrem viel Wissen, extrem viele Ideen, extrem sensibel und extrem viele unterschiedliche Fähigkeiten und Fertigkeiten. Trotzdem 0 € auf der hohen Kante.”

Damit charakterisiert sie “hochsensitive Scanner” als extrem begabte und neugierige Menschen mit einem breiten Wissensspektrum und vielfältigen Fähigkeiten, die dennoch oft finanziell instabil sind. Diese Personen haben das dreifache “Luxusproblem” der Kombination aus Hochsensibilität, Sensation Seeking und Höchstbegabung, ohne sich dessen bewusst zu sein.

In konventionellen Jobs fühlen sie sich oft unterfordert und können an Burn-out leiden. Sie fühlen sich unverstanden und fühlen teilweise nicht mal, dass sie unter ihrem Nivea bleiben. Sie leben, als würden sie ständig mit angezogener Handbremse fahren. Nicht selten ecken sie an. Ihr Vertrauen in ihre Fähigkeiten wächst meist erst nach vielen Jahren des Ausprobierens. Sie erkennen dann, dass ihre Fähigkeiten über dem Durchschnitt liegen könnten. Einige leben angepasst und verstecken ihre Talente, während andere Schuldgefühle haben, weil sie sich nicht genug ihrer Familie widmen. Oft sind sie introvertiert, erscheinen aber extrovertiert und zeigen manchmal autistische Züge, was zu Selbstzweifeln führen kann. Nicht selten kämpfen hochsensible Scanner mit dem Gefühl, nicht normal zu sein.

HSS in der Arbeitswelt

In der Arbeitswelt ist Kontinuität wichtig. Das ist für Scanner zuweilen eine schwierige Aufgabe, weil sie so viele Möglichkeiten sehen, so viele Interessen haben. Wenn sie ihren Fokus auf ein Interessengebiet gerichtet haben, sind sie imstande, innerhalb von einer Woche das zu erarbeiten, wozu andere Mitarbeiter vier Wochen mit Überstunden benötigen. Haben sie das System verstanden, wird diese Sache für sie oftmals schnell wieder uninteressant. Denn was jetzt folgen würde, wäre für den HSS Routine. Wie in vielen anderen Bereichen, ist er auch hier extrem: Routinearbeiten sind nicht sinnstiftend und so macht er sich erneut auf die Suche nach interessanten Aufgabenstellungen.

Aus einer externen Perspektive betrachtet, kann das Verhalten von High Sensation Seekern chaotisch und unzuverlässig wirken. Diese Einschätzung ist jedoch irreführend. Diese Personen stehen in einem ständigen Zwiespalt zwischen dem Bedürfnis nach Sicherheit und Beständigkeit, das typisch für Hochsensible und Hochbegabte ist, und ihrem extrem neugierigen Geist, der sie zu hohen Leistungen antreibt. Dieser innere Konflikt führt oft zu einem Gefühl des Hin- und Hergerissen-Seins, einer inneren Zerrissenheit und dem Eindruck, nicht normal zu sein.

Mentoren und Mentorinnen, Community und ihre Rolle

Es kann herausfordernd, aber möglich sein, die gegensätzlichen Bedürfnisse eines hochsensitiven Scanners in Einklang zu bringen. Ein Mentor oder eine Mentorin, der/die sie eine Zeit lang begleitet, kann dabei von grossem Nutzen sein. In der Community für Hochsensible, Hochsensible und Hochbegabte tauschen sich Gleichgesinnte aus und es kann einem helfen in der eigenen Persönlichkeitsfindung.

Ob HSS und hochsensitive Scanner tatsächlich dieselbe Gruppe darstellen, ist nicht eindeutig geklärt. Eliane Reichardt weist jedoch darauf hin.

Bei der Recherche über High Sensation Seeking fand ich keine konkreten wissenschaftliche Beweise noch für die Existenz von HSS noch die von hochsensitiven Scannern. Aktuelle wissenschaftliche Forschung erkennt HSS als ein Persönlichkeitsmerkmal an, das durch das Bedürfnis nach abwechslungsreichen, neuen und intensiven Eindrücken charakterisiert ist. Es gibt jedoch keine umfassenden empirischen Studien, die die Existenz hochsensitiver Scanner definitiv bestätigen. Deswegen basieren alle Informationen, die ich gefunden habe auf Quellen mit persönlichen Erfahrungswerten und logischen Verknüpfungen von Einzelinformationen. Sobald ich empirische Untersuchungen finden kann, werde ich sie ergänzen.

Mehr Ressourcen zu High Sensation Seeking und Hochsensibilität

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