Die Geschichte von ADHS: Von der ersten Beschreibung bis heute

Geschichte von ADHS

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) ist eine häufige neurologische Entwicklungsvariante, die meist zuerst bei Kindern diagnostiziert wird. Doch auch Erwachsene können von ADHS betroffen sein, was oft übersehen wird und weniger bekannt ist. Hier werfen wir nun gemeinsam einen Blick auf die faszinierende Geschichte von ADHS – dieser Verhaltens- und Aufmerksamkeitsvariante.

Die frühen Jahre: Erste Beschreibungen und Erkenntnisse

Die Geschichte von ADHS begann im 18. Jahrhundert. Bereits 1798 beschrieb der schottische Arzt Sir Alexander Crichton Symptome, die wir heute mit ADHS in Verbindung bringen. Er sprach von einer “Unfähigkeit, sich mit dem nötigen Grad an Beständigkeit auf ein Objekt zu konzentrieren” – eine Beschreibung, die vielen Betroffenen heute noch bekannt vorkommen dürfte.

1902 hielt der britische Kinderarzt Sir George Frederic Still Vorlesungen über Kinder mit auffälligem Verhalten. Er beobachtete bei ihnen einen Mangel an “moralischer Kontrolle” und Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Diese Beobachtungen legten den Grundstein für unser heutiges Verständnis von ADHS.

Medizinische Fortschritte und erste Behandlungsansätze

Ein bedeutender Durchbruch in der ADHS-Forschung ereignete sich 1937 eher zufällig. Dr. Charles Bradley entdeckte, dass das Medikament Benzedrin, das eigentlich zur Behandlung von Kopfschmerzen eingesetzt wurde, das Verhalten und die schulischen Leistungen junger Patienten verbesserte. Diese Entdeckung wurde zunächst weitgehend ignoriert, legte aber den Grundstein für die spätere Entwicklung von ADHS-Medikamenten.

1955 wurde Methylphenidat (Ritalin) von der FDA zugelassen. Es gewann an Popularität, als das Verständnis für ADHS wuchs und die Diagnosen zunahmen. Bis heute ist es ein wichtiger Bestandteil in der Behandlung von ADHS nebst natürlichen Alternativen zu Ritalin.

ADHS in der psychiatrischen Klassifikation

Die American Psychiatric Association (APA) veröffentlichte 1952 das erste “Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders” (DSM). ADHS war darin noch nicht enthalten. Erst in der zweiten Auflage von 1968 wurde die “hyperkinetische Reaktion der Kindheit” aufgenommen.

1980 änderte die APA in der dritten Auflage des DSM den Namen in “Aufmerksamkeitsdefizit-Störung” (ADS). Man unterschied zwischen ADS mit und ohne Hyperaktivität. 1987 gab es erneut einen Namen, diesmal “Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung” (ADHS).

Die vierte Auflage des DSM im Jahr 2000 etablierte die drei Subtypen von ADHS, die bis heute verwendet werden:

  • Kombinierter Typ
  • Vorwiegend unaufmerksamer Typ
  • Vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ

ADHS heute: Zunehmende Diagnosen und Forschung

In den 1990er Jahren stieg die Zahl der ADHS-Diagnosen deutlich an. Dies könnte auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein:

  • Verbesserte diagnostische Methoden
  • Erhöhtes Bewusstsein bei Eltern und Lehrern
  • Möglicherweise tatsächliche Zunahme von ADHS-Fällen
  • Mein Verdacht, beobachtet auch von Fachleuten: die zunehmende Komplexität unseres Lebenswandels und die Lernmethoden in den Schulen

Mit der steigenden Zahl der Diagnosen wurden auch mehr und effektivere Medikamente zur Behandlung von ADHS entwickelt. Viele dieser Medikamente haben langanhaltende Wirkungen, was besonders für Erwachsene mit ADHS von Vorteil sein kann.

Die Zukunft der ADHS-Forschung

Wissenschaftler arbeiten weiterhin daran, die Ursachen von ADHS zu identifizieren und neue Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Eine Studie aus dem Jahr 2010 identifizierte also mehrere Gene, die mit ADHS in Verbindung gebracht werden. Dies unterstreicht die biologische Basis dieser Verhaltens- und Aufmerksamkeitsvariante.

Forscher und Forscherinnen sind bestrebt, die zugrunde liegenden Mechanismen von ADHS besser zu verstehen, um Behandlungen effektiver zu gestalten und möglicherweise sogar Heilungsansätze zu finden. Für Erwachsene mit ADHS ist es besonders wichtig, die Symptome von ADHS im Erwachsenenalter zu kennen, da diese sich oft von denen bei Kindern unterscheiden.

Die Geschichte von ADHS zeigt uns folglich, wie sich unser Verständnis für diese komplexe Verhaltens- und Aufmerksamkeitsvariante im Laufe der Zeit entwickelt hat. Von den ersten Beschreibungen bis zu den heutigen differenzierten Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten hat sich viel getan. Und doch bleibt ADHS ein faszinierendes Forschungsgebiet mit vielen offenen Fragen und Möglichkeiten für zukünftige Erkenntnisse.

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Muriel
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2 Kommentare

  1. Luigi
    19. November 2024 / 22:19

    toller Artikel! Endlich jemand, der ADHS verständlich erklärt.

  2. Solange
    25. November 2024 / 5:12

    danke für die Ansicht

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